Digitalisierung im Kanton Graubünden - unsere sieben Fragen an Marc Heuberger, Leiter Fachstelle E-Government

Kantonswappen Graubünden vor grauem Umriss der Schweiz

Seit dem Digitaltag 2019 veröffentlichen wir unsere Fragenserie zu den Digital- und E-Government-Strategien in allen Kantonen der Schweiz. Jeden Tag präsentieren wir so den Fortschritt und die Chancen sowie Herausforderungen in einem Kanton. Heute: Graubünden!

Unser Interviewpartner: Marc Heuberger, Leiter der Fachstelle E-Government in der Standeskanzlei Graubünden. 

1. Was war die Motivation hinter der kantonalen Digitalisierungsstrategie? Auf welche Bedürfnisse und Herausforderungen im Kanton und den Gemeinden antwortet die Strategie?

[Marc Heuberger: ] Der Kanton Graubünden verfügt im Bereich Information und Interaktion bereits über ein umfassendes Angebot an digitalen Dienstleistungen. Die aktuelle E-Governmentstrategie wurde auf der Grundlage der gemachten Erfahrungen erarbeitet, um digitale Transaktionen und die Digitalisierung der Verwaltungsgeschäfte voranzutreiben. Damit soll einerseits die digitale Transformation, welche auch die Verwaltung zukünftig noch stärker betreffen wird, proaktiv angegangen werden. Andererseits soll den Ansprüchen von Bevölkerung und Unternehmen gegenüber digitalen staatlichen Dienstleistungen begegnet werden. Gerade im weitflächigen Kanton Graubünden soll der Kontakt mit der Verwaltung vermehrt digital und somit ortsunabhängig geschehen können.

2. Welches waren die Inspirationsquellen für die Ausarbeitung? Andere Städte, Kantone, Länder? Die nationale Strategie?

[Marc Heuberger: ] Der Kanton Graubünden stützt sich bei seiner E-Government-Strategie auf die Ziele und Prinzipien der E-Government-Strategie Schweiz. In der Ausarbeitung der Strategie fand ein intensiver Austausch mit diversen Kantonen und Ländern statt. So hat die Regierung des Kantons Graubünden beispielsweise die digitalen Pionierstaaten Estland und Lettland besucht.

3. Welche Akteure waren an der Erarbeitung der Strategie beteiligt?

[Marc Heuberger: ] Federführend bei der Erarbeitung der Strategie war die Standeskanzlei. Mit einer externen Beratung konnten Erfahrungen aus anderen Kantonen einfliessen.

4. Es gibt Kantone, die bei ihrer Strategie einen eher weiten Bezugsrahmen wählen, z.B. die Digitalisierung in der Gesellschaft. Andere beziehen die Strategie enger z.B. auf die IT der Verwaltung. Welchen Bezugsrahmen hat Ihre Strategie - und welche Gründe gibt es für den gewählten Bezugsrahmen?

[Marc Heuberger: ] Die E-Government-Strategie des Kantons Graubünden beinhaltet nur die Digitalisierung der Verwaltung selbst. Daneben ist der Kanton daran, ein Gesetz zur Förderung der digitalen Transformation in Graubünden (GDT) einzuführen. Die entsprechende Vernehmlassung ist am Laufen. Beide Geschäfte wurden bewusst voneinander getrennt, da es sich um zwei verschiedene Aufgaben handelt.

5. Welches laufende Projekt in Ihrem Kanton ist Ihrer Meinung nach ein gutes Beispiel für die Stossrichtung der Strategie?

[Marc Heuberger: ] Mit der Umsetzung der Strategie wurde erst Anfangs 2019 begonnen. Daher sind die meisten Projekte in der Initialisierungs- oder Konzeptionsphase. Für die Einführung eines einheitlichen Gever-Systems wurden zuerst die organisatorischen Grundlagen geschaffen und ein Vorprojekt unter Einbezug aller involvierten Personen und Organisationseinheiten gestartet. Das Projekt zeigt deutlich, dass die Herausforderungen nicht im technischen Bereich liegen, sondern im organisatorischen Bereich.

6. Welche Herausforderung gibt es ganz konkret in der Praxis, mit denen Sie und Ihre Einheit bei der Umsetzung der Strategie konfrontiert sind?

[Marc Heuberger: ] Für die Umsetzung der Strategie ist der Aufbau von verschiedenen Kompetenzen in der Verwaltung nötig, welche nicht nur technischer Natur sind. Der entsprechende Kulturwandel und die Veränderungen in der Organisation brauchen Zeit und müssen von oben mitgetragen werden. Aus diesem Grund bildet die Regierung das Steuerungsorgan der E-Government-Strategie im Kanton Graubünden.

7. Wenn Sie das entscheiden könnten: Gibt es Formen und Gefässe für den Austausch mit anderen Kantonen oder Ländern, die Sie lancieren würden, um von den Erfahrungen der anderen besser profitieren zu können?

[Marc Heuberger: ] Neben den bestehenden Austauschgremien tauscht sich der Kanton Graubünden mit anderen Kantonen vertieft im Allgemeinen und projektbezogen aus. Dieser Austausch ist sehr wertvoll und funktioniert gut, kann aber sicher noch ausgeweitet werden.

Wir bedanken uns für die Beantwortung unserer Fragen und wünschen weiterhin viel Erfolg bei den Digitalisierungsbemühungen im Kanton! 

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