Digitalisierung in Nidwalden und Obwalden - unsere sieben Fragen an Oskar Zumstein, Geschäftsführer Informatikleistungszentrum

Kantonswappen Nid- und Obwalden vor rotem Umriss der Schweiz

Seit dem Digitaltag 2019 veröffentlichen wir unsere Fragenserie zu den Digital- und E-Government-Strategien in allen Kantonen der Schweiz. Jeden Tag präsentieren wir so den Fortschritt und die Chancen sowie Herausforderungen in einem Kanton. Heute: Nidwalden und Obwalden!

Unser Interviewpartner: Oskar Zumstein, Geschäftsführer des gemeinsamen Informatikleistungszentrums der Kantone Obwalden und Nidwalden.

1. Was war die Motivation hinter der kantonalen Digitalisierungsstrategie? Auf welche Bedürfnisse und Herausforderungen im Kanton und den Gemeinden antwortet die Strategie?

[Oskar Zumstein: ] Wir haben keine eigentliche Digitalisierungsstrategie, sondern erarbeiten eine neue Informatikstrategie (für die Kantone OW und NW), welche die Digitalisierung explizit abdeckt.

Die Strategie zeigt auf, wie Digitalisierungsprojekte vorbereitet, bewilligt und finanziert werden. Die Strategie wird von den Kantonen zusammen mit den Gemeinden entwickelt und wird für den Kanton und die Gemeinden verbindlich über eine Gesetzgebung geregelt werden.

2. Welches waren die Inspirationsquellen für die Ausarbeitung? Andere Städte, Kantone, Länder? Die nationale Strategie?

[Oskar Zumstein: ] In erster Linie andere Kantone, aber auch die Erkenntnis, dass eine Digitalisierungsstrategie nur etwas bringt, wenn dahinter konkrete Vorhaben stehen, die finanziert und umgesetzt werden.

3. Welche Akteure waren an der Erarbeitung der Strategie beteiligt?

[Oskar Zumstein: ] Vertreten waren die beiden Kantonalen Verwaltungen von Obwalden und Nidwalden sowie eine Delegation von Vertretern der Gemeinden von Obwalden und Nidwalden.

4. Es gibt Kantone, die bei ihrer Strategie einen eher weiten Bezugsrahmen wählen, z.B. die Digitalisierung in der Gesellschaft. Andere beziehen die Strategie enger z.B. auf die IT der Verwaltung. Welchen Bezugsrahmen hat Ihre Strategie - und welche Gründe gibt es für den gewählten Bezugsrahmen?

[Oskar Zumstein: ] Unsere neue Informatikstrategie wählt bewusst einen weiteren Bezugsrahmen. Sie bindet die Bürger und die Wirtschaft, aber auch die Verwaltung ein. Dabei werden Vorhaben mit Aussenwirkung gegenüber der Gesellschaft bevorzugt.

5. Welches laufende Projekt in Ihrem Kanton ist Ihrer Meinung nach ein gutes Beispiel für die Stossrichtung der Strategie?

[Oskar Zumstein: ] eTax Obwalden: Mit eTax Obwalden wurde erstmals in der Schweiz eine vollkommen digitalisierte Einreichung der Steuererklärung, ohne Unterschrift und ohne Medienbruch, eingeführt. Das gleiche Projekt wird in Nidwalden auf das nächste Jahr umgesetzt.

6. Welche Herausforderung gibt es ganz konkret in der Praxis, mit denen Sie und Ihre Einheit bei der Umsetzung der Strategie konfrontiert sind?

[Oskar Zumstein: ] Die Gesetzgebung ist oftmals noch nicht soweit und die Verfahren, um Anpassungen an Gesetzen vorzunehmen, dauern ihre Zeit. Trotzdem hat das oben erwähnte Projekt eTax gezeigt, dass wenn nötig, sehr schnell Gesetzesänderungen möglich sind. Grundsätzlich muss die Verwaltung den Mut haben, auf alt hergebrachte Verfahrensschritte zu verzichten und mit einfachen Mitteln den Bürger und die Wirtschaft direkt in die Prozesse einbinden. Die Digitalisierung darf nicht an der Technik oder an Verfahren, wie die elektronische Unterschrift, scheitern, sondern die Technik muss sich einfach integrieren lassen und die Verfahren müssen von den Prozessabläufen überdacht werden.

7. Wenn Sie das entscheiden könnten: Gibt es Formen und Gefässe für den Austausch mit anderen Kantonen oder Ländern, die Sie lancieren würden, um von den Erfahrungen der anderen besser profitieren zu können?

[Oskar Zumstein: ] In der Schweiz gibt es heute schon zu viele Gremien, Kommissionen, Vereine usw., welche sich um die Digitalisierung kümmern. Aber wie der aktuelle Stand zeigt, mit sehr wenig Erfolg.

Viel wichtiger wäre es, die vorhandenen finanziellen und personellen Ressourcen schweizweit zu bündeln, um damit einen wirklich wertvollen Beitrag zur nachhaltigen und sofortigen Entwicklung von eGovernment in der Schweiz zu leisten.

Wir bedanken uns für die Beantwortung unserer Fragen und wünschen weiterhin viel Erfolg bei den Digitalisierungsbemühungen im Kanton! 

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