Was der Staat von den jüngsten Generationen lernen kann

Thuntok

Das staatslabor hat im 2021 in verschiedenen Projekten den Austausch junger Generationen mit Verwaltungen gefördert. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind als Nutzer:innen staatlicher Dienstleistungen, als Berater:innen oder als Angestellte in die Projekte eingebunden. Wir stellen drei Projekte vor, die beispielhaft dafür sind, wie Angebote für Junge in direkter Zusammenarbeit mit ihnen entwickelt werden können und den Nachwuchs in den  Mittelpunkt rücken.

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind eine wichtige Anspruchs- und Zielgruppe für Verwaltungen. Doch viel zu selten werden sie direkt in Entwicklungsprozesse der für sie spezifischen Dienstleistungen und Angebote eingebunden. Gerade deshalb haben wir im 2021 mehrere Projekte realisiert, in denen diese Generationen in Innovationsprozessen aktiv werden. Unsere hier vorgestellten Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass wir die Bedürfnisse von Kindern und jungen Erwachsenen zwischen 8 und 30 Jahren abholen und damit zu einem zukunftsfähigen Service Public beitragen. Die Verwaltungen profitieren vom frischen und unbefangenen Blick der Jungen und von der Sensibilisierung der nächsten Generation für die Verwaltungsarbeit. Die Jugendlichen wiederum erhalten dadurch Mitsprache und können ihre Bedürfnisse deponieren.


Im Projekt “Schalter für Kindersachen” hat uns interessiert, wie durch eine Online-Plattform der direkte Austausch von Kindern mit dem Staat gefördert und so die Kinderpartizipation gesteigert werden kann. Beim “Innovation Champions”-Projekt nehmen die Jugendlichen wiederum eine ganz andere Rolle ein, dort stehen sie als Berater:innen für die Verwaltung im Einsatz. Bei “Zu Tisch” helfen uns junge Erwachsene, die beim Staat angestellt sind, durch ihre Erfahrung zu verstehen, wie der Staat  auch für die nächste Generation ein interessanter Arbeitgeber bleibt. Wie wichtig es ist, dass die nächsten Generationen mit Verwaltungen in den Dialog treten und sich aktiv einbringen, das war uns schon vor den Projekten bewusst. Doch mit dieser grossen positiven Resonanz und dem Engagement von Seiten der Kinder, Jugendlichen und jungen Verwaltungsangestellten hatten wir nicht gerechnet. Es ist eine Freude zu sehen, wie stark die Chance zur Mitsprache wahrgenommen wurde.

 
Im Projekt “Schalter für Kindersachen” haben wir eine Schulklasse aus Thun gefragt: Was wünscht ihr euch in Zukunft vom Staat? Die Visionen der 8 bis 9 Jährigen waren von beeindruckender Tiefe: Abfallentsorgung ohne CO2, erhöhter Klimaschutz, keine Kriege, weniger Rassismus, erhöhte Inklusion von Menschen mit Behinderung, und weniger Fake-News, um nur einige der Wünsche zu nennen. Das Ziel des Projektes war es, mit einer Online-Plattform einen möglichst egalitären und stetigen Austausch der Kinder mit den Verwaltungsstellen zu ermöglichen. Unter Einbeziehung der Ideen und Vorstellungen der Kinder entstand “ThunTok”, der von uns entwickelte und wie eine Social Media Plattform gestaltete Prototyp. Über die Plattform können Kinder ihre Forderungen und Visionen posten und so direkt an die betreffenden Verwaltungsstellen übermitteln. Ob bequemere Gefängnisse oder ein Donut-Laden im Quartier, die Verwaltungen profitieren vom Einblick in die Bandbreite und die Diversität der Ideen und erweitern ihr Verständnis für die Anliegen von Kindern.


Im Projekt “Innovation Champions” arbeiten Jugendliche zur Zeit mit verschiedenen Verwaltungsstellen des Kantons Aargau. Die Jugendlichen werden durch das staatslabor und den Projektpartner euforia, eine Schweizer Jugend-NGO, zu Coaches ausgebildet und unterstützen mit den erlernten Leadership Skills, Kollaborationstools und Innovationsmethoden die Verwaltungen dabei, neue Lösungen und Dienstleistungen zu entwickeln. So helfen sie beispielsweise bei der Optimierung der Kommunikation mit der Bevölkerung, der Weiterentwicklung der polizeilichen Präventionsarbeit und der Förderung der Partizipation von Bürger:innen und erhalten dadurch Mitsprache bei der Gestaltung staatlicher Dienstleistungen. Auch hier erhalten die Verwaltungen den Zugang zu einem zukunftsrelevanten Mindset und neuen Perspektiven von “Aussen”.

 
Weil es sowohl für junge Staatsangestellte als auch für die Verwaltungen selbst wichtig ist, die Bedürfnisse des Nachwuchses ernst zu nehmen, haben wir die Event-Reihe “ZuTisch!” ins Leben gerufen, wo sich junge Verwaltungsangestellte austauschen können. In Lausanne, Luzern, Zürich und Bern haben wir ein Abendessen organisiert, bei dem sich junge Verwaltungsangestellte so bereits vernetzt und gemeinsame Herausforderungen und Bedürfnisse identifiziert haben. Es ist auch uns ein Anliegen zu verstehen, was sich die nächste Generation wünscht und was es braucht, damit der Staat auch für Junge als Arbeitgeber interessant bleibt. Die Beiträge dieser engagierten jungen Menschen sind wegweisend für die Zukunft der Verwaltung und reflektieren, was es braucht, damit sich junge Menschen entscheiden für die Verwaltung zu arbeiten. 


Wir hoffen, dass wir Verwaltungspionier:innen mit unseren positiven Erfahrung ermutigen, ähnliche Projekte zu starten. Wir können es nur empfehlen, denn es macht nicht nur Spass mit ambitionierten jungen Menschen zusammenzuarbeiten, sondern – und das haben uns die Projekte bestätigt – ist auch wirklich lehrreich. Dass sich sowohl die Verwaltungen, als auch die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch die Begegnungen weiterentwickeln ist kein “netter” Nebeneffekt, es ist essentiell für eine zukunftsfähige öffentliche Verwaltung.