Die Stadtbox – Lizenz zum Tüfteln

Stadtbox

von Ivo Scherrer

Die Stadt Zürich ist eine Innovationsreise angetreten und hat als erste Verwaltung ein Innovations-Box-Programm durchgeführt. Das Ziel: die eigenen Mitarbeitenden dazu befähigen, in kurzer Zeit eigene Lösungen zu praktischen Herausforderungen zu entwickeln. Das Werkzeug: unsere staatsBox.

Die Mission der Innovationsreise: konkrete Herausforderungen aus dem Arbeitsalltag anzupacken und innert kurzer Zeit neue Lösungen zu entwickeln. Ausgerüstet wurden die Teams mit der staatsBox, die zu Ehren der Stadt Zürich blau angestrichen und in Stadtbox umgetauft wurde. Zudem begleiteten die Innovations-Coaches von BlueLion und dem staatslabor die sieben Teams auf ihrer Reise.

Während des 10-wöchigen Stadtbox-Programms stand jedem Team insgesamt ein Zeitbudget von 70 Stunden zur Verfügung. Schrittweise tüftelten die Programm-Teilnehmerinnen und - Teilnehmer an ihren Ideen. Sie stellten Hypothesen auf, führten Interviews und knüpften Kontakte mit Partnern. Sie setzten neue Soft- und Hardware ein, programmierten eigenhändig Prototypen für neue Planungs-, Buchungs- und Kommunikationstools. Alles mit dem Ziel vor Augen, die besten Angebote für die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Zürich, und insbesondere für die Bewohnenden der Alters- und Pflegezentren, zu schaffen.

Das Stadtbox-Programm sollte also einen Beitrag zu einer bürgernahen, kreativen und vernetzten Stadtverwaltung leisten. Dies war denn auch das Ziel der Stadtentwicklung der Stadt Zürich, welche das Stadtbox-Programm als Bestandteil der Umsetzung der Smart City Strategie initiiert hatte.

Out-of-the-Box-denken

Mit der StadtBox hatten wir die Möglichkeit ''out of the box'' zu denken und zu handeln und unsere Praxiserfahrung in die Lösungsfindung einfliessen zu lassen.

Emine Dudus, Qualitätsbeauftragte des Pflegezentrums Bachwiesen

Dr. Mehdi Safavi, Fachbereichsleiter Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie der psychiatrischen Poliklinik der Stadt Zürich (und seit März ärztlicher Leiter der Suchtfachklinik der Stadt Zürich) ist einer der StadtBox-Programm-Absolventen. Sein Ziel: Wartezeiten für psychiatrische Notfälle in den Stadtspitälern zu verkürzen. Dafür prüfte Dr. Safavi die Einsatzmöglichkeit von telemedizinischen Konsultationen. Schritt für Schritt erarbeitete er ein Konzept, holte Ideen bei Ärztinnen und Ärzten, beim Pflegepersonal, bei Patientinnen und Patienten ein, prüfte Umsetzungsvarianten, klärte ethische Bedenken und ging anschliessend zur Pilotierung über. So wurde ein Laptop mit stadteigenem Videokonferenz-Tool in der Notfallstation des Stadtspitals Triemli und Waid eingerichtet, um den Notfallpatientinnen und -patienten die Möglichkeit anzubieten, via Videokonferenz eine Psychiaterin oder einen Psychiater zu konsultieren.

Andere Teams prüften im Rahmen des Staatsbox-Programms unter anderem mögliche Optionen, um die Einsatzplanung in der Pflege zu vereinfachen, städtische Online-Angebote besser zu kommunizieren, oder angehende Seniorinnen und Senioren bei der Suche nach den richtigen Hilfsangeboten zu unterstützen. In allen Fällen resultierte ein handfester, mit Nutzerinnen und Nutzern getesteter Prototyp. Zusätzlich erarbeiteten alle Teams viel praktisches Wissen, das als Grundlage für die Ausarbeitung detaillierter Angebote und zur Überarbeitung bestehender Prozesse dient.

Emine Dudus, Qualitätsbeauftragte des Pflegezentrums Bachwiesen feilte mit Kollegin Fatlinda Hoti an der Idee, die Schichptlanung neu aufzusetzen, um dem Pflegepersonal mehr Planungssicherheit und Flexibilität zu geben. Sie sagt: "Mit der StadtBox hatten wir die Möglichkeit ''out of the box'' zu denken und zu handeln und unsere Praxiserfahrung in die Lösungsfindung einfliessen zu lassen. Dank des Programms haben wir nicht nur unseren Horizont erweitern können, sondern konnten auch neue Kontakte mit anderen Departementen knüpfen."

Eine praktische Weiterbildung

Der Freiraum an einem eigenen Thema aus dem Arbeitsalltag arbeiten zu können und dadurch Prozesse zu optimieren und eine Dienstleistung für die Stadt einfacher zu gestalten, war inspirierend und hat mich stolz gemacht.

Patrick Lukacs, Leiter Hotellerie des Alterszentrums Stampfenbach

Die Teams haben indes nicht nur konkrete Herausforderungen angepackt, sondern mit der StadtBox und Hilfe ihrer Coaches eine praktische Weiterbildung in bürgerzentriertem Design sowie in Lean Prototyping absolviert. Das Stadtbox-Programm orientiert sich an den Intrapreneurship-Programmen, die vor einigen Jahren im Silicon Valley entstanden sind und das Ziel verfolgen, Mitarbeitende, die operativ an der Front stehen, dazu zu befähigen, möglichst selbstständig Verbesserungen zu erproben.

Patrick Lukacs, Leiter Hotellerie des Alterszentrums Stampfenbach und StadtBox-Programm-Absolvent, sagt rückblickend: “Der Freiraum an einem eigenen Thema aus dem Arbeitsalltag arbeiten zu können und dadurch Prozesse zu optimieren und eine Dienstleistung für die Stadt einfacher zu gestalten, war inspirierend und hat mich stolz gemacht."

Die staatsBox, bzw. die Stadtbox, ist ein portables Innovationslabor - eine Lizenz, um Neues auszuprobieren. Sie soll dabei helfen, einen Geist der Offenheit und der Kreativität zu leben und andere damit zu inspirieren. So kann ein Stadtbox-Programm weit über die Teams herausstrahlen, die am Programm teilnehmen. Mit dem Stadtbox-Programm wird somit ein Beitrag geleistet, um die dezentrale Intelligenz einer Organisation abzuholen.

Die staatsBox als portables Innovationslabor

Das StadtBox-Programm hat bei uns wirklich etwas ausgelöst. Es war ein Kick-off für einen neuen Umgang mit Ideen.

Reto Bertschinger, Leiter Innovation des Gesundheits- und Umweltdepartements der Stadt Zürich

Reto Bertschinger, Leiter Innovation des Gesundheits- und Umweltdepartements der Stadt Zürich, zieht eine positive Bilanz: “Das StadtBox-Programm hat bei uns wirklich etwas ausgelöst. Es war ein Kick-off für einen neuen Umgang mit Ideen und Anregungen. Gerade, weil es nicht darum geht, lediglich Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren, sondern gleich selber an deren Lösung zu arbeiten, fördert es die Eigenverantwortung und die Selbstwirksamkeit."

Alle Teams des Zürcher StadtBox-Programms haben sich für ihre Projekte mächtig ins Zeug gelegt und ihre Ideen hochmotiviert vorangetrieben. ”

Wir haben innert sehr kurzer Zeit einen gelungenen Prototypen unserer Idee entwickelt. Dies hätte ich zu Beginn nie für möglich gehalten”, so Patrick Lukacs.

Am Ende des StadtBox-Programms standen die Teams den Start-up-Gründerinnen und -Gründern in Donald Trumps «Apprentice» in nichts nach und präsentierten ihre Prototypen der Jury höchst professionell. Für mich als Coach und Mitentwickler der Box war es eine bereichernde Erfahrung, das StadtBox-Programm begleiten zu dürfen und zu erleben wie an vorderster Front mit viel Leidenschaft, harter Arbeit und Bescheidenheit die Gesundheitsversorgung sichergestellt wird.

StadtBox-Programme sind ein Beispiel dafür, wie konkrete Werkzeuge eingesetzt werden können, um Mitarbeitende des öffentlichen Dienstes zu befähigen und Probleme zielstrebig und selbstständig anzupacken.

Auf dass der Service Public die Kreativität seiner Mitarbeitenden zu nutzen weiss!

 

Sie interessieren sich für die staatsBox? Nach den Sommerferien startet das erste offene staatsBox-Programm des staatslabors. Wir freuen uns, wenn Sie auch dabei sind!